Der ökologische Fußabdruck – ergänzt durch den ökologischen Handabdruck

Stand: 09/25/2024
Der Wettbewerb um natürliche Ressourcen prägt das 21. Jahrhundert. Wir Menschen verbrauchen bereits mehr davon, als die Erde erneuern kann. Engpässe in der Energieversorgung und Klimaerwärmung gehen einher mit Nahrungsmittelknappheit, Verlust an Artenvielfalt, Überfischung, Bodenerosion und Wasserverschmutzung. Ein Bild, das für unseren Ressourcenverbrauch steht, ist der ökologische Fußabdruck (ÖF). Er ist ein hilfreiches und anschauliches Instrument zur Vermittlung des Konzeptes der Nachhaltigkeit.

Der ÖF wurde von dem Schweizer Mathis Wackernagel und dem kanadischen Professor William Rees entwickelt. Heute ist Wackernagel Direktor des „Global Footprint Network“, eines weltweiten Netzwerkes, das sich mit der Berechnung und Darstellung des ÖF befasst.


Was versteht man unter dem ökologischen Fußabdruck?

Jedes Land benötigt bestimmte Flächen, z. B. um Lebensmittel zu produzieren, Energie zu gewinnen oder Abfall zu entsorgen.

Beispiele für solche Flächen sind:
  • Ackerland für die Erzeugung von pflanzlichen Lebensmitteln und Futtermitteln sowie von Textilfasern und Energiestoffen
  • Weideland für die Viehwirtschaft
  • Gewässerfläche für die Versorgung mit Fisch und anderen Meeresprodukten
  • Waldfläche für die Gewinnung von Bauholz, Brennholz und Papierrohstoff
  • Siedlungsfläche für Häuser, Gewerbe und Verkehr
  • Deponien für Abfallstoffe
  • Flächen zum Binden des durch menschliche Aktivitäten freigesetzten CO2.

Diese Flächen werden addiert und durch die jeweilige Einwohnerzahl eines Landes geteilt. So kommt man auf den ÖF pro Person. Es wird also berechnet, wie viel Fläche pro Person benötigt wird, um alle Produkte des Lebens, darunter Lebensmittel, Möbel, Kleidung u.v.m. herzustellen und zu entsorgen.
Um zu genauen Angaben zu kommen, sind sehr aufwändige wissenschaftliche Berechnungen erforderlich, die z. B. unterschiedliche Flächentypen und länderspezifische Ertragsfaktoren berücksichtigen. Zurzeit liegen für 150 Nationen der Welt die Fußabdruckflächen vor. Sie werden etwa alle zwei Jahre aktualisiert und veröffentlicht.

Theoretisch hat unsere Erde eine Kapazität von 2,1 ha für jeden Menschen zur Verfügung. Aktuell verbrauchen wir weltweit im Durchschnitt für all unsere Aktivitäten jedoch 2,7 ha. Die Kapazität der Erde ist um 30 % überschritten – vergleichbar mit einem Konto, das um 30 % überzogen ist. Wir leben tatsächlich „auf Kredit“, sozusagen als „ökologischer Schuldner“. Nach moderaten UNO-Szenarien werden wir 2030 den Gegenwert von zwei Planeten brauchen, falls wir den Trend unseres Ressourcenverbrauchs fortsetzen.


Länder im Vergleich

So wie es Menschen mit kleinen und großen Füßen gibt, so sind auch die Fußabdrücke der Länder der Erde sehr unterschiedlich. Sie reichen von 0,55 ha/ Person in Ruanda bis 13,13 ha/ Person in Qatar. Deutschland liegt mit 4,5 ha/ Person auf Platz 35. (Zahlen aus 2022)
Da viele Länder mehr Fläche verbrauchen als ihnen zusteht und somit mehr Erden in einem Jahr verbrauchen als die eine, die wir haben, wird immer häufiger auf den Erdüberlastungstag aufmerksam gemacht. Dieser Tag zeigt für die gesamte Welt bzw. für einzelne Länder an, an welchem Tag im Kalenderjahr die vorhandene nutzbare Fläche bereits aufgebraucht ist.
Im Jahr 2024 fiel der weltweite Erdüberlastungstag auf den 01. August.
Der Erdüberlastungstag von Deutschland war bereits am 02. Mai in diesem Jahr. Hier sieht man, dass wir in Deutschland im weltweiten Vergleich deutlich mehr Ressourcen verbrauchen als uns zustehen.


Der persönliche Fußabdruck

Inzwischen gibt es diverse Rechner, die den Fußabdruck, abhängig vom individuellen persönlichen Lebensstil, ermitteln. Einflussfaktoren wie Wohnen, Mobilität und auch die Ernährung werden berücksichtigt. Sie sind sehr gut geeignet, um den eigenen Lebensstil zu hinterfragen und individuelle Maßnahmen für eine zukunftsfähige Lebensweise zu ermitteln.

Im Bereich Ernährung gibt es einige Möglichkeiten, den persönlichen Fußabdruck zu reduzieren und damit zu einer nachhaltigen Lebensweise beizutragen:
  • Produkte meiden, die mit dem Flugzeug transportiert werden (z. B. „Flug-Mango“)
  • für Einkaufsfahrten seltener das Auto benutzen
  • weniger Fleisch und tierische Produkte essen
  • regionale und saisonale Lebensmittel bevorzugen.

Diese Rechner finden Sie unter anderem unter fussabdruck.de oder footprintcalculator.org


Ökologischen Fußabdruck durch den ökologischen Handabdruck verstärken

Mittlerweile sind die oben genannten Rechner für den ökologischen Fußabdruck immer mehr Menschen bekannt und das Wissen darüber, dass grundsätzlich etwas getan werden muss, ist vorhanden. Nun stellt sich bei vielen die Frage: Was kann ICH tun, um meinen Fußabdruck zu verbessern?

Ein Ansatz dazu ist der ökologische Handabdruck, der 2007 vom Centre for Environment Education (CEE) in Indien für positive Maßnahmen zur Nachhaltigkeit entwickelt wurde. Auf der Internetplattform von „Brot für die Welt“ und „Germanwatch“ sind insbesondere Aktionsideen, Strategien für eigene ökologische Fortschritte und strukturelle Hintergründe zu finden. Wer also seinen Fußabdruck verbessern will bzw. einen Beitrag zum Klimaschutz leisten will, kann sich dort inspirieren lassen.

Beim ökologischen Handabdruck geht es im Gegensatz zum Fußabdruck nicht um das persönliche Verhalten, sondern darum, wie man im Bereich der Nachhaltigkeit etwas für die Allgemeinheit tun kann. Dabei stehen Aktionen und Projekte im Vordergrund, die Strukturen und Rahmenbedingungen verändern. Dabei kann der Einzelne etwas anstoßen, das später auch anderen Menschen zu Gute kommt. Die nachhaltigere Verhaltensweise oder Handlung soll dabei zur einfacheren Lösung werden.

Aktionen, die beim ökologischen Handabdruck betrachtet werden sind beispielsweise der Aufbau eines Foodsharing-Verteilers, eine essbare Stadt mitzugestalten, faire oder Bio-Lebensmittel einzukaufen oder Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung durchzuführen. Bei all diesen Aktionen tut man nicht nur etwas Gutes für sich, sondern auch für die Umwelt und seine Mitmenschen.


Quellen und weiterführende Informationen


Franziska.Still@dlr.rlp.de     www.fze.rlp.de/ernaehrungsberatung