Ketone einfach erklärt

Stand: 11/17/2022
Ketone werden vom Körper gebildet, wenn den Körperzellen keine oder zu wenig Glukose als Energielieferant zur Verfügung steht. Das ist bei Diabetes mellitus der Fall, wenn wegen fehlendem Insulin Glukose nicht in die Zellen aufgenommen werden kann. Das passiert aber auch in Situationen, in denen die Glukosevorräte des Körpers verbraucht sind bzw. keine/ zu wenig Glukose mit dem Essen aufgenommen wurde:
  • Längere Fastenzeiten
  • Intensiver und/oder lange dauernder Sport/ körperliche Tätigkeit (ohne Zufuhr von Kohlenhydraten)
  • Sehr kohlenhydratarme und gleichzeitig fettreiche Ernährung (Ketogene Ernährung).

In diesen Situationen werden – nach einer Zeit der Umstellung von mehreren Tagen bis zu etwa drei Wochen – in der Leber aus Fettsäuren Ketone hergestellt: Acetacetat, Beta-Hydroxybutyrat, Aceton (wird abgeatmet).

Normalerweise nutzt unser Körper Fettsäuren und Glukose als Energielieferanten. Während Muskeln beides verwerten können, sind Gehirn, Nervenzellen, rote Blutkörperchen und Nierenmark auf Glukose angewiesen.
Das Besondere der Ketone: Gehirn und Nervenzellen können sie oxidieren und einen großen Teil ihres Energiebedarfs darüber decken, so dass der Glukosegrundbedarf drastisch reduziert wird. Der Anstieg der Ketone lässt sich im Blut nachweisen. Ab etwa 1 mg Ketone/ Liter Blut spricht man von einer Ketose (nicht zu verwechseln mit Ketoazidose in Folge einer Stoffwechselentgleisung bei Diabetes mellitus).

Keton-Blutwerte in der Ketose:
Anfang der Ketose0,5-0,75 mmol /Liter
Optimaler Ketosespiegel 2-8 mmol /Liter
Intensiver Sport 2-3 mmol /Liter
Hunger/ Fasten bis 8 mmol /Liter
Diabetische Ketoazidose (pathologisch)ab 10 mmol /Liter
Quellen: Ulrike Gonder u.a., Tobias Fischer 2022

In der frühen Menschheitsgeschichte, in der Bewegung garantiert, die Nahrungsaufnahme unsicher und eher kohlenhydratarm war, war der Zustand der Ketose ein völlig normaler Zustand des Körpers. In unserer heutigen Welt bezieht der Körper seine Energie aus Glukose (und Fettsäuren) und äußerst selten bis nie aus Ketonkörpern.

Was sind die Vorteile einer Ketose?
Im klinischen Bereich wird eine streng ketogene Diät unter medizinischer Begleitung schon lange bei bestimmten Formen der Epilepsie eingesetzt.
Bei ketogener Ernährung werden extrem viele fettreiche Lebensmittel verzehrt und kaum Kohlenhydrate (bis zu 50 Gramm) aufgenommen. Vorteile, aber auch Nachteile werden beschrieben, so beispielsweise:

VorteileNachteile
  • Höhere Energieleistung, körperlich und mental
  • Leistungssteigerung beim Sport
  • Verbesserter Fettabbau
  • Weniger Hungergefühl, weniger Heißhunger
  • Gewichtsreduktion
  • Zellerneuerung (Autophagie)
  • Hoher Anteil tierischer Lebensmittel unter Nachhaltigkeitsaspekten kritisch zu bewerten
  • In der Umstellungsphase oft Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwäche („Keto-Grippe“)
  • Schwierige Umsetzung bei Einladungen oder Restaurantbesuchen
  • Hoher Zeitaufwand, um selber zu kochen


Was sind exogene Ketone?
Die Wege, eine Ketose durch Sport, Fasten oder extreme Ernährung herbeizuführen, sind mühselig. Hier kommen die so genannten exogenen Ketone ins Spiel, die als Pulver oder Drink erhältlich sind. Es sind meist die Salze oder Ester der Beta-Hydroxybuttersäure. Sie werden vom Körper als bevorzugte Energiequelle genutzt. Ein bis zwei Portionen am Tag werden von den Herstellern empfohlen.
20-60 Minuten nach Einnahme exogener Ketone kommt man in die Ketose, auch wenn noch Glukose im Blut oder Glykogen im Muskel oder Leber vorhanden ist – ohne, dass der Körper selbst Ketone herstellen muss. Diese Ketose hält etwa 2,5-3 Stunden an. Um die Effekte zu verstärken, wird auch empfohlen, die Supplemente in Verbindung mit einer kohlenhydratreduzierten oder ketogenen Ernährung einzunehmen so wie MCT-Öl (MCT = mittelkettige Triglyceride) zu den Ketonen zu nehmen.


Kritik
Es gibt kaum Langzeitstudien zur Einnahme von exogenen Ketonen. Einzig der Effekt des verminderten Appetits durch die Einnahme exogener Ketone gilt als erwiesen.
Bei Einnahme von Ketonkörpersalzen kann eine hohe Aufnahme von Natrium, Kalium, Kalzium oder Magnesium kritisch sein. So kann bei Einnahme von exogenen Ketonen deren empfohlene Referenzmenge deutlich überschritten werden. Gerade ein hoher Natriumkonsum erweist sich in vielen Studien als kritisch. Er kann für die Erhöhung des Blutdrucks und für die Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen mitverantwortlich sein. Eine überhöhte Zufuhr von Kalzium oder Magnesium kann beispielsweise zu gastrointestinalen Problemen führen, Kalzium im Übermaß kann Nierensteine begünstigen.


Fazit
Exogene Ketone sind vielversprechend im klinischen Bereich, um hier eine medizinisch notwendige Ketose zu unterstützen und zu vereinfachen. Auch können sie unter Umständen bei verschiedenen Beschwerden Linderung zeigen. Eine ketogene Diät wird nur unter enger medizinischer Begleitung durchgeführt.
Exogene Ketone sind in der EU nicht zugelassen und müssen, i.d.R. via Internet, vom US-amerikanischen oder britischen Markt bezogen werden. Von gesunden Menschen sollten sie nicht unbedacht eingesetzt werden. Einfach nur als „Lifestyle Produkt“ sind sie sehr teuer.
Es gibt keine Studien darüber, was die längerfristige Einnahme von exogenen Ketonen bewirkt. Die Datenlage hinsichtlich Dosierung, Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen ist unklar.
Langfristig ist eine Gewichtsreduktion auch mit einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Ernährung in Verbindung mit Bewegung möglich.


Quellen
  • Thomas M. Meyer: Exogene Ketone - Alternative natürliche Energiequelle oder nur wirkungsloser Hype?, im Internet unter muenchensued.de (Zugriff 17.11.2022)
  • Ulrike Gonder u.a.: Der Keto Kompass, systemed Verlag 2018
  • Tobias Fischer, Thorsten Marquardt: Diätetische Supplemente auf Basis des Ketonkörpers β-Hydroxybutyrat, in: Ernährungsumschau 12/2018
  • Tobias Fischer: Ketogene Ernährung als Trenddiät, in Ernährungsumschau 09/2022 (Teil 1) und 10/2022 (Teil 2)


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