Verpflegungskonzepte

Die tägliche Gemeinschaftsverpflegung umfasst die Zusammenarbeit unterschiedlicher Beteiligter sowie die Organisation vieler einzelner Prozessschritte, die gut durchdacht und geplant werden sollten. Eine Verschriftlichung von vorab definierten Kriterien und Arbeitsabläufen gibt dabei verlässliche Strukturen und Orientierung für alle Beteiligten. Wie ein solches Verpflegungskonzept für Einrichtungen mit Verpflegungsangebot aussehen kann, welche Inhalte empfehlenswert sind und wie es auf Träger- beziehungsweise Einrichtungsebene entstehen kann, lesen sie hier.

Was ist ein Verpflegungskonzept?
Alle Verschriftlichungen von Kriterien und Arbeitsabläufen, welche die Gemeinschaftsverpflegung betreffen, ergeben als Gesamtheit das jeweilige Verpflegungskonzept. Somit definiert es genau, welche Zielgruppe, wann, wo, wie und womit verpflegt wird. Dementsprechend sind Verpflegungskonzepte so individuell wie die einzelnen Einrichtungen selbst.

Wer erstellt das Verpflegungskonzept der Einrichtung?
Im Optimalfall ist das Verpflegungskonzept in das Gesamtkonzept der Einrichtung oder des Trägers integriert und informiert alle Beteiligten über entsprechende Abläufe. Darüber hinaus kann es als Basis für Ausschreibungen dienen. Da das Verpflegungskonzept alle an der Verpflegung Beteiligten betrifft, sollten diese in die Erstellung einbezogen werden. Konkret sind das neben dem kommunalen oder gemeinnützigen Träger auch die Einrichtungsleitung, der Verpflegungsanbieter, Küchenfachkräfte sowie die Essensteilnehmenden und deren Angehörige. In Senioreneinrichtungen sind zudem die Hauswirtschafts- sowie Pflegedienstleitung, der Sozialdienst sowie (falls vorhanden) das Qualitätsmanagement miteinzubeziehen.

Was beinhaltet ein Verpflegungskonzept?
Jedes Verpflegungskonzept sollte individuell auf die jeweiligen Bedingungen und Bedürfnisse angepasst sein. Dennoch gibt es einige Punkte, welche in jedem Fall aufgeführt sowie zur Information der Zielgruppe gut einsehbar sein sollten. Das sind Angaben….

      … zu den Essenszeiten und -kosten

      … zum Angebot von Frühstück, Zwischenmahlzeiten, Mittagsverpflegung und Abendessen (eventuell auch ein Beispielspeiseplan)

      … zum Getränkeangebot

      … zum Umgang mit Lebensmittelunverträglichkeiten

      … zum Umgang mit besonderen Anforderungen wie Kau- und Schluckstörungen, Mangelernährung oder Demenz

      … zum Mitbringen von Speisen

      … zum Umgang mit Süßigkeiten

      … zur Verpflegung bei Feierlichkeiten

Eine mögliche Struktur mit allen übrigen (vor allem auch intern relevanten) Themen kann dabei wie folgt aussehen:

Details verbergen für 1) Einleitung, Ziele, Zielgruppen1) Einleitung, Ziele, Zielgruppen

Hier wird die Einrichtung kurz allgemein beschrieben sowie zentrale Fragen beantwortet, welche die Verpflegung betreffen. Diese können wie folgt lauten:

      · Was will die der Träger oder die Einrichtung mit dem Verpflegungskonzept erreichen?

      · Welche konkreten Ziele gibt es mit Blick auf die Verpflegung?

      · Wie soll das Thema Ernährung langfristig (auch außerhalb der Verpflegung, beispielsweise im Unterricht) thematisiert werden?

      · Welche Essensteilnehmenden werden regelmäßig erreicht?

      · Welches Alter hat die Zielgruppe?

      · Welche kulturellen und religiösen Besonderheiten müssen bei der Zielgruppe beachtet werden?

Details verbergen für 2) Definition der Verpflegungsaufgabe2) Definition der Verpflegungsaufgabe

Bei diesem Punkt geht es weiter in die Tiefe. Ablauf und Rahmenbedingungen stehen im Fokus. Dabei wird das gesamte Verpflegungsangebot berücksichtigt – also Frühstück, Mittagessen, Abendessen, aber auch die Zwischenverpflegung, Snacks, Getränke sowie Kioskangebote. Dies beinhaltet Informationen zu diesen Punkten:

      · Anzahl der Verpflegungstage

      · Definition von Essens- und Pausenzeiten

      · Wahl eines passenden Verpflegungssystems (Frischküche, Tiefkühlkost etc.)

      · Definition von Abläufen rund um die Ausgabe

      · Wahl eines passenden Bestell- und Abrechnungssystems

      · Sammlung der Kontaktdaten von Ansprechpartner*innen

      · Beschreibung oder (Um-)Gestaltung von Räumlichkeiten für eine angenehme Essatmosphäre

      · Umsetzung des DGE-Qualitätsstandards

      · Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit (Bio-Lebensmittel, Müll-Management, saisonale und regionale Zutaten)

Details verbergen für 3) Integration des pädagogischen oder Betreuungsangebots3) Integration des pädagogischen oder Betreuungsangebots

Da das Verpflegungskonzept im Optimalfall in das Gesamtkonzept integriert ist, umfasst es auch alle Maßnahmen und Projekte, die außerhalb der Gemeinschaftsverpflegung umgesetzt werden – dies kann beispielsweise folgenden Themen beinhalten:

      • Regeln zur Ess- und Tischkultur
      • Pädagogische Begleitmaßnahmen (zum Beispiel zur Lebensmittelherstellung)
      • Spielerische Aktionen wie Geschmacks- und Geruchstests, Kräuter-Bingo oder ähnliches
      • Integration von Projekten (zum Beispiel im Rahmen von „Rheinland-Pfalz isst besser“)
      • Teilnahme der pädagogischen beziehungsweise pflegenden Fachkräfte am Essen
      • Verknüpfungen zur Ernährungsbildung und -wertschätzung (zum Beispiel begleitendes Projekt zu verschiedenen Kulturen bei internationalen Gerichten im Speiseplan)

Details verbergen für 4) Informationen zu Kommunikation und Zusammenarbeit4) Informationen zu Kommunikation und Zusammenarbeit

Um Verpflegungskonzepte langfristig erfolgreich umzusetzen, sollten alle Beteiligten frühestmöglich in dessen Planung einbezogen werden. Dies steigert die Akzeptanz. Das Verpflegungskonzept beinhaltet daher auch die folgenden Punkte zur Kommunikation und Zusammenarbeit:

      · Einführung eines runden Tischs mit allen Beteiligten (Träger, Leitung, pädagogische Fachkräfte, Betreuungspersonal, Essensteilnehmende, Eltern/Angehörige, Verpflegungsanbieter, Hauswirtschaftskräfte sowie Ausgabepersonal)

      · Einbeziehung der Zielgruppe in die Gestaltung der Speiseräume sowie der Speiseplanung

      · Leicht zugängliche Veröffentlichung des Speiseplans

      · Etablierung von Feedbacksystemen (Zufriedenheitsbefragungen, Reklamationsmanagement)

      · Kommunikation zu Essenszeiten, interkulturellen Bedürfnissen und Allergenen

Details verbergen für 5) Maßnahmen der Qualitätssicherung5) Maßnahmen der Qualitätssicherung

Um die Qualität der Gemeinschaftsverpflegung zu sichern sowie weiterzuentwickeln, werden im letzten Schritt alle Punkte festgehalten, welche darauf einzahlen:

      • Möglichkeiten der Weiterentwicklung bei neuen Projekten, Caterern etc.
      • Einführung und Umsetzung von Hygienekriterien nach den HACCP-Grundsätzen
      • Vorhaben zur internen Qualitätssicherung (Einweisung neuer Mitarbeitenden in das Verpflegungskonzept, Teilnahme an Fortbildungen, Optimierung von Abläufen)
      • Vorhaben zur externen Qualitätssicherung (Außendarstellung, jährliche Speiseplanchecks durch Ernährungsberatung, Audits, DGE-Zertifizierung)
      • Verankerung des Verpflegungskonzepts in das Leitbild/die Konzeption der Einrichtung

Wie entsteht ein Verpflegungskonzept?
Bei der Erstellung eines Verpflegungskonzepts sind die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie eine gute Kommunikation zwischen allen Akteuren gefragt. Wie der Prozess im Detail auf Einrichtungs- und Trägerebene aussehen kann, lesen Sie hier:

Details verbergen für Tipps für die Erstellung auf EinrichtungsebeneTipps für die Erstellung auf Einrichtungsebene

Die Mitarbeitenden einer Einrichtung sowie die Essensteilnehmenden und deren Angehörige (Eltern von Kindern; Angehörige von Seniorinnen und Senioren) kommen im Alltag regelmäßig mit dem Verpflegungskonzept in Kontakt und sollten daher auch in dessen Erstellung einbezogen werden. Für die Erarbeitung und Weiterentwicklung ist ein Runder Tisch mit allen Beteiligten empfehlenswert (Stichwort Partizipation). Dabei können diese Schritte befolgt werden:

      1) Status-quo analysieren, Ziele sowie Zielgruppe formulieren

      2) Ressourcen der Einrichtung benennen und einbeziehen

      3) Umsetzung inklusive regelmäßiger Reflektion und Feedback

Alle gesammelten Informationen aus dem Runden Tisch können im Anschluss an den Träger übermittelt werden, der diese wiederum bei der Erstellung beziehungsweise Überarbeitung des Verpflegungskonzepts integrieren kann. Das bietet gleich zwei große Vorteile: Die Gegebenheiten vor Ort werden frühzeitig berücksichtigt sowie die Zufriedenheit aller Beteiligten gesteigert.
Details verbergen für Tipps für die Erstellung auf TrägerebeneTipps für die Erstellung auf Trägerebene

Für die Erstellung eines Verpflegungskonzepts können sich Träger von Einrichtungen an unserem Handlungsleitfaden orientieren und in diesen sieben Schritten zum erfolgreichen Verpflegungskonzept gelangen:

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Schritten finden Sie in dem Handlungsleitfaden ab Seite 10.


Bei der Erstellung eines neuen, beziehungsweise der Überarbeitung eines bestehenden, Verpflegungskonzepts ist die hier beschriebene Reihenfolge keineswegs bindend. Wichtig im gesamten Prozess ist die offene Kommunikation zwischen allen Beteiligten auf Einrichtungs- und Trägerebene.

Sie haben weitere Fragen für die Erstellung oder Weiterentwicklung Ihres Verpflegungskonzepts?
Das Fachzentrum Ernährung Rheinland-Pfalz informiert, berät und vernetzt alle Akteure, die sich mit der Verpflegung von Kindern und Jugendlichen sowie Seniorinnen und Senioren beschäftigen. Kontaktieren Sie uns gern.

Quellen:
Vernetzungsstelle KIta- und Schulverpflegung Rheinland-Pfalz (2020): Verpflegungskonzepte auf Trägerebene. Zuletzt geprüft am 31.07.2023

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2021): Leitfaden zur DGE-Zertifizierung. Zuletzt geprüft am 31.07.2023

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (2022): DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas. Zuletzt geprüft am 3.4.2023

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (2022): DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen. Zuletzt geprüft am 3.4.2023

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (2022): DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung mit „Essen auf Rädern“ und in Senioreneinrichtungen. Zuletzt geprüft am 3.4.2023

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Sektion Schleswig-Holstein (o.J.): Verpflegungskonzepte. Zuletzt geprüft am 4.4.2023



Franziska.Still@dlr.rlp.de