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Lebensmittelallergien
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Lebensmittelallergien - ein neues Volksleiden?. Lebensmittelallergien sind zum Modethema geworden. Medien berichten über zunehmende Zahlen von Allergien und sehen die Ursache z.B. in der Verschmutzung der Umwelt oder der Belastung unserer Nahrung mit fremden Stoffen. Allergien sind keine Erkrankung unserer Zeit. Bereits in Ägypten vor über 3500 Jahren waren allergische Beschwerden bekannt. Und 460 Jahre vor Christus beschrieb der griechische Arzt Hippokrates Krankheitszeichen, die auf eine Lebensmittelallergie bzw. -unverträglichkeit hinweisen. So hat er Migräneanfälle, die durch Käse hervorgerufen wurden, beschrieben. Auch Unverträglichkeiten gegenüber Eiern waren ihm bekannt. Der griechische Arzt Galenos (129-199 n. Chr.), Leibarzt des römischen Kaisers Mark Aurel, schilderte in seinem berühmten Lehrsystem, welches das gesamte medizinische Wissen seiner Zeit zusammenfasst, Unverträglichkeitsreaktionen einzelner Menschen gegenüber bestimmten Pflanzen und Medikamenten. 1570 wurde erstmals ein sogenanntes Tierasthma beschrieben, 1800 das Bäckerasthma ausführlicher untersucht. Seit 1870 etwa ist die Neurodermitis bekannt, seit 1849 wird der Heuschnupfen näher studiert, 1878 dann als Pollenkatarrh einer bestimmten Ursache zugeordnet. Sicher aber ist auch, dass Allergien in unserem Jahrhundert zugenommen haben. Besonders die Industriestaaten liegen bei dieser Entwicklung an der Spitze. Die Ursachen für allergische Erkrankungen und deren Zunahme sind trotz intensiver Forschung noch nicht gänzlich geklärt. Neben einer erblichen Veranlagung scheinen Umwelteinflüsse eine entscheidende Rolle zu spielen. So ist beispielsweise aufgrund des Klimawandels der Pollenflug länger und stärker geworden, in städtischen Räumen wird an Straßen viel Kohlendioxid freigesetzt und dieses wirkt wie Dünger für die Pflanzen. Des Weiteren reizen diese Ruß- oder Feinstaubpartikel, welche sich auf den Pollen befinden, das Immunsystem stärker, wodurch eine Allergieentwicklung begünstigt werden kann. Weiterhin wird diskutiert, dass Säuglinge und Kleinkinder durch eine zu große Reinlichkeit zu wenig mit Keimen konfrontiert werden, so dass das Immunsystem nicht „ausgelastet” ist und sich schließlich gegen harmlose Proteine wendet. Entgegen der früheren Auffassung, dass sehr frühe Kontakte des Säuglings mit Lebensmitteln wie Getreide, Kuhmilch und Ei (im ersten Lebensjahr) aufgrund der noch nicht voll funktionsfähigen Darmschleimhaut eine Allergie begünstigen, geht man heute davon aus, dass die Meidung oder spätere Einführung von häufig Allergien auslösenden Lebensmitteln keinen Schutz vor Allergien bietet, sondern im Gegenteil zu vermehrten Symptomen führen kann. Es zeigte sich, dass für die Entstehung von Nahrungsmittelallergien der Ort des Erstkontakts entscheidend ist. Findet die erste Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem potenziell allergenen Protein im Darm statt, kommt es in der Regel zu einer Toleranzentwicklung. Findet der erste Kontakt aber in der Haut statt, bei gleichzeitig gestörter Hautbarriere, kann es zu einer Sensibilisierung kommen. Säuglinge mit entsprechender familiärer Vorbelastung sollten in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten voll gestillt werden. Nicht oder nicht voll gestillte Säuglinge, deren Eltern oder Geschwister Allergiker sind, sollten in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten mit sogenannter HA-Nahrung (HA = hypoallergen) gefüttert werden. Häufigkeit von Lebensmittelallergien Befindlichkeitsstörungen nach dem Verzehr von Lebensmitteln werden von Laien oft leichtfertig als Allergie bezeichnet - eine Diagnose, die sich bei näherer Untersuchung oftmals nicht halten lässt. In Umfragen gaben bis zu 30 Prozent der befragten Personen an, an einer Lebensmittelallergie zu leiden. Im Jahr 2020 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren etwa 12 Millionen Personen, die sich selbst zu den Allergikern zählten (Umfrage der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse Veröffentlicht von V. Pawlik, 29.07.2020). Experten gehen davon aus, dass nur bei 2-3 Prozent der Bevölkerung tatsächlich eine Lebensmittelallergie vorliegt. Diese unterschiedliche Einschätzung kann dadurch erklärt werden, dass Unverträglichkeitsreaktionen auf Lebensmittel und ungeklärte Symptome oft fälschlicherweise als Allergie bezeichnet werden. Solche Fehleinschätzungen sind insofern problematisch, da sie zu Verzehrsempfehlungen und Diäten führen können, die eine vollwertige Ernährung nicht mehr gewährleisten und der Gesundheit letztlich mehr schaden als nützen. Zudem kann dies mit einer Reihe von Einschränkungen der Lebensqualität verbunden sein und zu einer Zerreißprobe für die ganze Familie werden. Die Datenlage über die Häufigkeit von Allergien ist lückenhaft, da eine gesicherte Diagnose sehr aufwendig ist. Laut dem Robert Koch Institut (Studie Studie zur Gesundheit Erwachsener, DEGS1, 2013) erkranken mehr als 20 Prozent der Kinder und mehr als 30 Prozent der Erwachsenen an mindestens einer allergischen Erkrankung im Laufe ihres Lebens Ergebnisse der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert Koch-Instituts legen dar, dass 9,1 Prozent der Kinder und Jugendliche in Deutschland aktuell an einem Heuschnupfen und 4,1 Prozent an Asthma leiden Die Hauptauslöser einer Nahrungsmittelallergie sind je nach Altersgruppe unterschiedlich. Im Kleinkindalter sind die häufigsten Auslöser Milcheiweiß, Hühnereiweiß, Soja, Weizen, Erdnuss und Baumnüsse. Häufig werden diese Auslöser bei Schuleintritt jedoch wieder vertragen. Im Erwachsenenalter sind die pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien, sogenannte Kreuzallergien, häufig. Beispielsweise entwickeln viele Birkenpollenallergiker eine Empfindlichkeit gegenüber Äpfeln und Haselnüssen oder Gräser- und Getreidepollenallergiker eine Allergie auf Hülsenfrüchte (z.B. Erdnüsse) und rohe Tomaten, seltener gegen Getreidemehle. Beifußpollenallergiker können auf rohe Kartoffeln, Paprika, Sellerie, rohe Tomate, Melone, Kiwi und diverse Gewürze reagieren und Traubenkrautpollenallergiker auf Banane, Gurke, Melone, Zucchini und grüner Salat. Diese Lebensmittel sollten aber keinesfalls prophylaktisch bei vorliegenden Pollenallergien gemieden werden! Quellen und weiterführende Informationen BLE, Ref. 622 Netzwerk Gesund ins Leben (Hrsg.): Handlungsempfehlungen: Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen, im Internet unter gesundinsleben.de (Zugriff 01.09.2021) Lebensmittelverband Deutschland (Hrsg.): Allergien, im Internet unter lebensmittelverband.de (Zugriff: 19.08.2021) Statista GmbH (Hrsg.): Anzahl der Personen in Deutschland, die sich selbst als Allergiker einordnen, von 2017 bis 2021, im Internet unter statista.com (Zugriff 01.09.2021) U. Langen, R. Schmitz, H. Steppuhn: Häufigkeit allergischer Erkrankungen in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1), in: Bundesgesundheitsblatt 2013, S. 698-706, im Internet unter edoc.rki.de (Zugriff 01.09.2021) Claudia Müller: Prävention von Allergien und Asthma, im Internet unter bzfe.de Zugriff 01.09.2021) In Form Online-Redaktion (Hrsg.): Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten, im Internet unter in-form.de (Zugriff: 19.08.2021) Arten von Lebensmittelunverträglichkeiten Entstehung und Verlauf von Allergien Ernährungsempfehlungen bei Nahrungsmittelallergien
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