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Nahrungsergänzungsmittel – weniger ist mehr
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Nahrungsergänzungsmittel – weniger ist mehr. Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt. Vitamin D, C, Zink, Selen, Omega-3-Fettsäuren, Proteinshakes, Kreatin... - das Angebot in Apotheken, Drogeriemärkten und insbesondere im Internet ist enorm. Verbraucherinnen und Verbraucher geben jedes Jahr fast drei Milliarden Euro für Nahrungsergänzungsmittel allein in Apotheken aus, um beispielsweise ihre „Leistungsfähigkeit zu erhalten, die „Abwehrkräfte zu verbessern oder um vermeintliche „Nährstoffdefizite auszugleichen. Der Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln für die Allgemeinbevölkerung ist allerdings umstritten und die Verwendung sollte kritisch geprüft werden. Inhalt: Was sind Nahrungsergänzungsmittel? Rechtliche Vorgaben Nutzen und Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt Vorschläge für Höchstmengen Quellen und weiterführende Informationen Was sind Nahrungsergänzungsmittel? „Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel, die Nährstoffe oder sonstige Stoffe mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung in konzentrierter Form enthalten.“ (BfR). Häufig werden sie durch gezielte Gesundheitsangaben (so genannte Health Claims) beworben. So dürfen beispielsweise Vitamin-C-Präparate mit dem Zusatz „unterstützt die normale Funktion des Immunsystems“ beworben werden. Typische Nahrungsergänzungsmittel sind: Vitamintabletten, -kapseln, wie z. B. Vitamin C, Vitamin B12, Folsäure, Multivitaminpräparate Mineralstoffbrausetabletten, -kautabletten, -pulver, z. B. Calcium, Magnesium, Eisen Präparate auf der Basis von Pflanzen- und Fischölen wie Nachtkerzenölkapseln, Weizenkeimölkapseln, Lachs- oder Algenölkapseln Ballaststoffhaltige Präparate wie Weizenkleietabletten Extrakte aus Gemüse und Obst wie OPC-Kapseln (oligomere Propcyanidine = bestimmte Polyphenole aus Traubenkernen), Artischockendragees, Rotweintabletten Nahrungsergänzungsmittel zählen rechtlich zu den Lebensmitteln, nicht zu den Arzneimitteln. Sie enthalten bestimmte Stoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente oder Ballaststoffe in konzentrierter Form und werden in lebensmitteluntypischen Formen als Kapseln, Tabletten, Pulver, Flüssigampullen u. ä. angeboten. Seit einiger Zeit findet man Nahrungsergänzungsmittel auch in attraktiver Form z. B. als Gummibärchen o. ä. Nahrungsergänzungsmittel müssen, anders als Arzneimittel, nicht zugelassen, sondern lediglich registriert werden und unterliegen als Lebensmittel der Lebensmittelüberwachung durch die zuständigen Landesbehörden. Für die Sicherheit der Nahrungsergänzungsmittel ist der Hersteller verantwortlich. Rechtliche Vorgaben Eine einheitliche rechtliche Grundlage für Nahrungsergänzungsmittel wurde in Europa mit der Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 10. Juni 2002 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel gelegt und mit der Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel (NemV) vom 24. Mai 2004 in deutsches Recht umgesetzt. Die Verordnung gibt konkret vor, welche Vitamin- und Mineralstoffverbindungen zugelassen sind. Außerdem macht sie Vorgaben, wie die Präparate gekennzeichnet werden müssen. Verpflichtende Angaben sind unter anderem: die empfohlene tägliche Verzehrmenge in Portionen des Erzeugnisses der Warnhinweis „Die angegebene empfohlene tägliche Verzehrmenge darf nicht überschritten werden. der Hinweis, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht als Ersatz für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung verwendet werden sollten der Hinweis, dass das Produkt außerhalb der Reichweite kleiner Kinder zu lagern ist die Bezeichnung „Nahrungsergänzungsmittel Nahrungsergänzungsmittel müssen nach der Verordnung spätestens mit dem ersten Inverkehrbringen beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) angezeigt werden. Nutzen und Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln Eine vollwertige Ernährung versorgt uns mit ausreichend Energie, Nährstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen und die Nährstoffe stehen im richtigen Verhältnis zueinander. Der Verzehr der „natürlichen Lebensmittel bietet Genuss und ist zudem preiswerter als die Einnahme zusätzlicher isolierter Nährstoffe. Nahrungsergänzungen sind für die meisten Menschen grundsätzlich nicht erforderlich. Sollte durch eine einseitige Ernährung oder eine bestehende Erkrankung ein Nährstoffdefizit entstehen, so ist dieses zunächst ärztlich abzuklären und dann ggf. gezielt zu supplementieren. Mittel- und langfristig steht die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten im Vordergrund, wobei eine gezielte Ernährungsberatung unterstützen kann. In wenigen Ausnahmefällen ist eine Nahrungsergänzung empfehlenswert. Dazu zählt z. B. die Einnahme von Folsäure vor und während der Schwangerschaft, ggf. die Einnahme von Vitamin D von Senioren und in den Wintermonaten oder die Jodierung von Speisesalz für die allgemeine Bevölkerung. Auch bei einer veganen Ernährungsweise ist die Supplementation bestimmter Vitamine und Mineralstoffe (beispielsweise Vitamin B12, Eisen, Jod) sinnvoll. Über den Bedarf hinaus aufgenommene Vitamine und Mineralstoffe werden in vielen Fällen vom Körper einfach ausgeschieden. Bei den fettlöslichen Vitaminen, wie z.B. A und E und bei Spurenelementen wie Eisen oder Zink birgt ein Zuviel jedoch die Gefahr einer Überdosierung mit teils schweren Folgen. Außerdem kann eine erhöhte Aufnahme bestimmter Nährstoffe die Aufnahme anderer Nährstoffe behindern. Darüber hinaus sind Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich. Hier sollte grundsätzlich eine Nahrungsergänzung vorher ärztlich abgesprochen werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt Vorschläge für Höchstmengen Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) aktualisiert regelmäßig seine Vorschläge für Höchstmengen von Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln und in angereicherten Lebensmitteln. Diese Höchstmengen sind jedoch nur Vorschläge und nicht verbindlich und gelten ausschließlich für Vitamine und Mineralstoffe. Zudem variieren die Höchstmengen im europäischen Vergleich sehr. Seit 2020 arbeitet eine Arbeitsgruppe daran, europaweit einheitliche Höchstwerte für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln zu definieren. Das BfR betont, dass eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung dem gesunden Körper alle lebensnotwendigen Stoffe liefere und deshalb Nahrungsergänzungsmittel zumeist nicht notwendig seien. Zudem würden solche Produkte eher von Menschen verwendet, die ohnehin schon auf einen gesunden Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung achten. Unabhängig von neuen rechtlichen Regelungen und der Diskussion um Höchstwerte von Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln bleibt festzuhalten: Auch die besten Nahrungsergänzungsmittel sind immer nur kurzfristige Lösungen für spezielle Lebensumstände. Sie können nie den gesundheitlichen Nutzen und die sensorischen Erlebnisse einer vielseitigen und abwechslungsreichen Ernährung ersetzen. Kompakte Informationen zum Thema finden Sie auch hier: Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) (Hrsg.): Bilderstrecke Nahrungsergänzungsmittel, im Internet unter bzfe.de (Zugriff 05.06.2024) Quellen und weiterführende Informationen Julius Neumann: Umsatz mit Nahrungsergänzungsmitteln in Deutschland in den Jahren 2018 bis 2023, im Internet unter statista.com (Zugriff 05.06.2024) Christina Rempe: Was sind Nahrungsergänzungsmittel? Im Internet unter bzfe.de (Zugriff 05.06.2024) Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (Hrsg.): Aktualisierte Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln, Stellungnahme 006/2024 vom 22.02.2024, im Internet unter bfr.bund.de (Zugriff 05.06.2024) Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.(Hrsg.): Bunte Pillen: Von nutzlos bis riskant, im Internet unter verbraucherzentrale.de (Zugriff 05.06.2024) Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V. u.a. (Hrsg.): Appetit auf Pillen? Nutzen und Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln, im Internet unter verbraucherzentrale.de (Zugriff 05.06.2024) Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (efsa) (Hrsg.): Nahrungsergänzungsmittel, im Internet unter efsa.europa.eu (Zugriff 05.06.2024) Verbraucherzentrale NRW e.V. (Hrsg.): Endlich Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe?, im Internet unter verbraucherzentrale.de (Zugriff 05.06.2024) Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) (Hrsg.): Bunte Pillen für‘s gute Gewissen – Was bringen Nahrungsergänzungsmittel?, im Internet unter dge.de (Zugriff 05.06.2024)
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