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Noroviren
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Noroviren. Immer wieder erregen Meldungen die Aufmerksamkeit, dass Kindertagesstätten aufgrund von Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern und Erzieher*innen schließen müssen. Auslöser der Massenerkrankungen sind oft die hochansteckenden Noroviren. Noroviren (früher als Norwalk-like-Viren bezeichnet) wurden 1972 durch elektronenmikroskopische Untersuchungen entdeckt. Der Mensch ist das einzige bekannte Reservoir des Erregers. Vorkommen Noroviren sind weltweit verbreitet und für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich. Kinder unter fünf Jahren und ältere Personen über 70 Jahre sind besonders betroffen, daher kommt es häufig zu Gruppenerkrankungen in Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Seniorenheimen. Infektionen mit Noroviren können das ganze Jahr über auftreten, wobei ein saisonaler Gipfel in den Monaten Oktober bis März zu beobachten ist. Infektionen mit Noroviren müssen in Deutschland gemeldet werden (Infektionsschutzgesetz, IfSG § 6 und § 7). Noroviren zählen nach den Influenzaviren zu den am häufigsten in Rheinland-Pfalz bzw. in Deutschland gemeldeten Erregern. Übertragung Die Viren werden über den Stuhl und Erbrochenes des Menschen ausgeschieden. Eine Übertragung erfolgt überwiegend auf fäkal-oralem Weg (über den Mund), aber auch durch das Einatmen virushaltiger Tröpfchen bei Kontakt zum Erkrankten während des Erbrechens. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist in erster Linie die Ursache für die hohe Zahl an Norovirus-Infektionen. Infektionen können aber auch von kontaminierten Speisen (Tiefkühl-Beerenfrüchte, Salate, Krabben, Muscheln u.a.) oder Getränken (verunreinigtes Wasser ) ausgehen. Ebenso ist eine Übertragung durch kontaminierte Gegenstände oder Flächen möglich. Inkubationszeit Die Inkubationszeit beträgt zehn bis 50 Stunden. Dauer der Ansteckungsfähigkeit Die höchste Ansteckungsgefahr ist während der akuten Erkrankung mit Durchfall und Erbrechen. Nach der Erkrankung werden Noroviren mindestens noch zwei Tage ausgeschieden, in der Regel aber ein bis zwei Wochen, vereinzelt auch deutlich länger. Die sorgfältige Beachtung üblicher Hygieneregeln ist somit auch im Anschluss an die Erkrankung von größter Bedeutung. Symptome Noroviren verursachen akut auftretendes, schwallartiges, heftiges Erbrechen und starke Durchfälle, die zu einem erheblichen Flüssigkeitsverlust führen können. In der Regel besteht ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Bauchschmerz, Übelkeit, Kopf- und Gelenkschmerzen und Mattigkeit. Die Körpertemperatur kann leicht erhöht sein, meist kommt es jedoch nicht zu hohem Fieber. Verlauf Die Symptome dauern etwa zwölf Stunden bis drei Tage, manchmal verläuft die Erkrankung auch ohne die typischen Symptome. Therapie Eine ursächliche Therapie ist nicht möglich. Die Behandlung erfolgt symptomatisch mit Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes. Für den Nachweis von Noroviren ist eine virologische Untersuchung des Stuhls erforderlich. Eine Impfung steht nicht zur Verfügung, eine erneute Ansteckung ist bei Aufnahme des Norovirus jederzeit wieder möglich. Maßnahmen zur Verhütung der Weiterverbreitung Wichtig ist die konsequente Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln in Gemeinschaftseinrichtungen und Küchen: Erkrankte sollten während der akuten Erkrankungsphase und bis zu zwei Tage danach den Kontakt mit anderen Personen einschränken. Bei Ansteckungsverdacht, während der Erkrankung bzw. solange Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden werden, ist eine gründliche Reinigung der Hände und Fingernägel mit Seife und Bürste nach dem Besuch der Toilette bzw. nach dem möglichen Kontakt mit Ausscheidungen notwendig. Eine Händedesinfektion mit einem viruswirksamen Desinfektionsmittel (viruzid bzw. begrenzt viruzid plus) wird empfohlen. Einmalhandtücher verwenden. Bei Kontakt mit Erbrochenem des Erkrankten ist das Tragen eines Mund-Nasenschutzes sinnvoll. Erbrochenes sollte möglichst mit Einmalhandschuhen entfernt und die Fläche mit einem viruswirksamen Flächendesinfektionsmittel desinfiziert werden. Das Desinfizieren von Waschbecken, Türgriffen und Toilette ist ebenfalls erforderlich. Nach Ablegen der Einmalhandschuhe und allgemein nach Kontakt zu Erbrochenem, Stuhl oder anderen Ausscheidungen des Erkrankten ist eine Händedesinfektion dringend angezeigt. Gebrauchte Handtücher, Bett- und Leibwäsche des Erkrankten sowie mit Ausscheidungen verunreinigte Wäsche sind, sofern sie nicht mindestens bei 60°C gewaschen werden können, in Desinfektionslösung einzulegen und erst dann zu waschen. Personen, die eventuell Kontakt mit Stuhl bzw. Erbrochenem eines Erkrankten hatten, wird für die Dauer der Inkubationszeit und während der folgenden zwei Wochen eine besonders gründliche Händehygiene empfohlen. Treten die typischen Symptome einer Norovirusinfektion in einer Einrichtung auf, sollten die Maßnahmen zum Schutze der Verbreitung sofort ergriffen werden, auch ohne die Bestätigung durch virologische Untersuchungen abzuwarten. Erkrankte Personen dürfen nicht in Lebensmittelberufen (definiert in § 42 IfSG) tätig sein und dürfen keine betreuenden Tätigkeiten in Gemeinschaftseinrichtungen ausüben. Eine Wiederaufnahme der Tätigkeit sollte frühestens zwei Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome erfolgen. In den folgenden vier bis sechs Wochen ist die Händehygiene am Arbeitsplatz besonders sorgfältig zu beachten. Nach § 34 Abs. 1 IfSG dürfen Kinder unter sechs Jahren, die an einer infektiösen Magendarmerkrankung leiden oder dessen verdächtig sind, Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Die Einrichtung kann erst 48 Stunden nach dem Abklingen der klinischen Symptome wieder besucht werden. Ein schriftliches Attest ist nicht erforderlich. Allerdings sollte auch weiterhin verstärkt auf Hygiene geachtet werden. Das Küchenpersonal sollte generell eine eigene Toilette zur Verfügung haben. Grundsätzlich wird empfohlen, nach dem Benutzen der Toilette die Hände zu desinfizieren. Beschäftigte im Lebensmittelbereich mit einer infektiösen Magen-Darm-Erkrankung sind verpflichtet, dies unverzüglich ihrem Arbeitgeber mitzuteilen. Der Arbeitgeber muss die betroffenen Mitarbeiter freistellen. Ernährung während und nach einem Magen–Darm–Infekt Die ersten ein bis zwei Tage ab Krankheitsbeginn sollte auf Nahrung verzichtet werden. Ob und was an Medikamenten während der Erkrankung erforderlich ist, entscheidet der Arzt. Menschen mit Durchfall benötigen viel Flüssigkeit, um verlorenes Wasser und Salze wieder auszugleichen. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit sind i.d.R. notwendig. Tee mit einer Prise Kochsalz und / oder natriumreiches, stilles Mineralwasser sind geeignete Getränke. Beruhigen sich Durchfall und Erbrechen kann mit mit einer magen- und darmschonenden Kost (angepasste Vollkost) begonnen werden, die auf fünf bis sechs kleine Mahlzeiten verteilt wird. Wichtig ist, regelmäßige Essenszeiten einhalten, langsam essen und gut kauen. Diese Empfehlungen sind oftmals hilfreich: Ballaststoffarme Brotsorten und Getreideerzeugnisse auswählen. Das sind Lebensmittel mit leicht aufschließbaren Kohlenhydraten wie helles Brot und Brötchen, Reis, helle Teigwaren, Grieß oder zarte Haferflocken. Auch Brot aus fein gemahlenem Vollkornmehl wird im Allgemeinen gut vertragen. Auch Salz- oder Pellkartoffeln sind gut verträglich. Pommes frites, Kroketten, Aufläufe und Gratins mit Sahne und Eiern sind wegen des hohen Fettgehaltes schwer verdaulich und ungeeignet in der Phase der Rekonvaleszenz. Gegartes Gemüse und Obstkompott bevorzugen. Empfehlenswert sind vor allem leicht verdauliche Gemüse wie Möhren, Kohlrabi, Blumenkohl oder Brokkoli. Fettarme Milchprodukte, Wurst- und Fleischwaren wählen. Dazu zählen 1,5%ige Milch und -produkte, Käse bis zu 40 % Fett i.Tr. oder Schinken, Geflügelwurst, Bierwurst u.a. Auch ein weich gekochtes Ei wird i.d.R. gut vertragen. Keine scharfen Gewürze sowie wenig Säure (Essig, Zitrusfrüchte) verwenden. Auf zuckerreiche Lebensmittel verzichten. Äpfel, roh und gerieben, gegessen, binden im Darm auf Grund ihres hohen Pektingehaltes Giftstoffe und tragen somit zur Erholung des geschwächten Darms bei. Sobald Magen und Darm keine Beschwerden mehr verursachen, kann wieder ganz normal gegessen werden und reichlich bei Vollkornprodukten, Gemüse und Rohkost zugegriffen werden. Quellen und weiterführende Informationen Robert-Koch-Institut (RKI) (Hrsg.): Noroviren, Ratgeber für Infektionskrankheiten - Merkblätter für Ärzte, im Internet unter rki.de (Zugriff 1/2007, aktualisiert am 17.04.2020) RKI (Hrsg.): Epidemiologisches Bulletin 24/2020, im Internet unter rki.de (Zugriff 28.06.2021) Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (Hrsg.): Verbrauchertipps: Schutz vor viralen Lebensmittelinfektionen, im Internet unter bfr.bund.de (Zugriff 28.06.2021)
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